Im Streit (oder schon „Im Handelskrieg“?) der Europäischen Union mit den Vereinigten Staaten von Amerika um die Ungleichgewichte im Außenhandel spielen Statistiken, etwa die Zahlungs- (BoP) und Warenbilanz, eine zentrale Rolle.
Wer nun glaubt, dass eine staubtrockene Statistik die Fakten für alle leicht nachvollziehbar auf den Tisch legen sollte, irrt gewaltig. Im Gegenteil. Die in Frage stehenden Daten sind eher dazu angetan den Konflikt weiter zu komplizieren. So sind die von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union, ausgewiesenen Warenströme in die USA nicht identisch mit den entsprechenden Daten von BEA, dem Bureau of Economic Analysis des U.S. Handelsministeriums. Und Eurostat legt noch einen drauf und operiert in seiner Zahlungsbilanz mit Daten, die in der eigenen Warenbilanz noch anders aussehen.
Natürlich sind Abweichungen zu erwarten, zumal wenn die nationale Datenerhebungen unterschiedlichen Konzepten folgen. Mögliche Ursachen werden z.B. hier diskutiert Ist die EU-Leistungsbilanz falsch?. Wie sich die Abweichungen in verschiedenen Statistiken darstellen zeigt ein Vergleich, hier fokussiert auf den Ausweis der Güterströme zwischen beiden Handelspartnern.
Beispielhaft werden Daten aus vier verschiedenen Quellen gegenübergestellt:
Um die folgenden Tabellen/Grafiken lesbar zu halten, werden die Eurostat Daten in USD umgerechnet und „gespiegelt“ dargestellt:
EU Exporte unter U.S. Import
EU Importe unter U.S. Exporte
(Wechselkurse 1 EUR = 2014: 1,3285/ 2015: 1,1095/ 2016: 1,1069/ 2017: 1,1297)
Jahr | Quelle | U.S. Import | U.S. Export | Balance |
2014 |
Eurostat Extra-EU |
413 428 |
272 259 |
-141 -169 |
|
BEA | 426 | 279 | -147 |
|
OECD | 409 | 269 | -140 |
2015 |
Eurostat Extra-EU |
411 446 |
275 264 |
-136 -182 |
|
BEA | 431 | 274 | -157 |
|
OECD | 407 | 269 | -138 |
2016 |
Eurostat Extra-EU |
401 431 |
276 259 |
-125 -172 |
|
BEA | 419 | 271 | -148 |
|
OECD | 399 | 275 | -124 |
2017 |
Eurostat Extra-EU |
425 455 |
290 268 |
-135 -187 |
|
BEA | 437 | 285 | -152 |
|
OECD | 418 | 288 | -130 |
Quelle: DSI/AllThatStats basierend auf Daten von Bundesbank, Eurostat, BEA, OECD
Die aufs Jahr bezogenen Abweichungen zwischen den vier Quellen erreichen beim U.S. Import bis zu 39 Mrd. USD, beim Export bis zu 22 Mrd. USD und in der Bilanz bis zu 57 Mrd. USD. Sind die Abweichungen von Import und Export (von einem gemittelten Wert über alle Quellen aus betrachtet) gegenläufig, sind extremere Differenzen in Bilanzierung zu erwarten. Entsprechend kritisch sollten die Balance-Aggregate interpretiert werden. Oder man greift gleich zu Mittelwerten:
Jahr | U.S. Import | U.S. Export | Balance |
2014 | 419 | 270 | -149 |
2015 | 424 | 271 | -153 |
2016 | 413 | 270 | -142 |
2017 | 434 | 283 | -151 |
Im Mittelwert fließen die verschiedenen Erhebungskonzepte zusammen, Ausreißer nach oben (etwa Eurostats BoP) oder Ausreißer nach unten (Eurostats Extra-EU oder OECD) werden vermieden.